Strukturbericht 2019

Vorschaubild

23.09.2019 Die aktuelle Studie untersucht die Mobilitätsdienstleistungen in der Region Stuttgart und ihre Potenziale für den Industriestandort

Nadine Boguslawski, Sprecherin der IG Metall Region Stuttgart für den Bereich Automobil, anlässlich der Vorstellung des Strukturberichts am 23.09.2019:

Die wirtschaftliche Struktur der Region ist stark Industrie geprägt. Wie die Strukturberichte der letzten 20 Jahre gezeigt haben, nimmt die Bedeutung der Automobilindustrie bis heute ständig zu. Umsatz und Beschäftigung sind gestiegen, und das nicht nur in der eigentlichen Automobilindustrie sondern im gesamten Automotiv-Cluster, das bereits 2/3 des gesamten Industrieumsatzes erwirtschaftet und 17% aller Beschäftigten in der Region zählt .
Innerhalb der Unternehmen hat sich dabei ein Strukturwandel der Belegschaften vollzogen. Beschäftigung wurde grade in der Automobilindustrie weniger in der Produktion aufgebaut, dafür haben hochwertige Dienstleistungstätigkeiten in den indirekten Bereichen der Unternehmen an Bedeutung gewonnen. So wurden etwa in den Headquartern Kapazitäten ausgebaut oder gleich komplette neue Entwicklungsstandorte aufgebaut. Nicht wenige dieser Dienstleistungstätigkeiten wurden aber auch - aus Kosten- oder Kapazitätsgründen - aus den Unternehmen ausgelagert. Davon profitierten die "unternehmensbezogenen Dienstleistungen", die seit 2007 um mehr als 75.000 Beschäftigte (über 50%)gewachsen sind.
Für die Zukunftsfähigkeit des Automotiv-Clusters und eine lebenswerte und prosperierende Region spielen Mobilitätsdienstleistungen und Mobilitätsdienstleister eine immer wichtigere Rolle, auch wenn sie quantitativ heute noch nicht groß ins Gewicht fallen - wie wir im aktuellen Strukturbericht festgestellt haben. Sie werden aber immer nur die wirtschaftliche Stärke des industriellen Kerns ergänzen, aber nicht ersetzen können. Daher gilt es die Stärke des industriellen Kerns zu erhalten, was angesichts der zwei großen Megatrends Klimawandel und Digitalisierung nicht einfach sein wird.

Transformation wird in den nächsten Jahren zu der großen Herausforderung für die Region. Die Diskussion um den Klimawandel und die Herabsetzung von Grenzwerte haben die Rahmenbedingungen für die bisher äußerst erfolgreiche Automobilregion Stuttgart schnell und grundlegend geändert. Dabei geht es nicht nur um die technologischen Herausforderungen und die Frage: Haben wir die notwendige Kompetenz um schnell vom klassischen Verbrennungsmotor auf Elektromobilität umzustellen? Der elektrische Antrieb wird auch aus deutlich weniger Teilen bestehen. Was bedeutet das dann für die rund 26.000 Beschäftigten in der Region Stuttgart, die direkt vom klassischen Antriebsstrang abhängig sind? Gibt es dafür tragfähige Standortkonzepte?
Die zweite große Herausforderung für Unternehmen und Beschäftigt ist die Digitalisierung. Sie wird nicht nur die Produkte verändern: Connectivity wird wichtiger als PS-Stärke auf die Straße zu bringen. Die Digitalisierung verändert auch die Art und Weise wie die Produkte hergestellt werden: Automatisierung wird billiger, standardisierte Bürotätigkeiten können zunehmend auch "automatisiert werden", die Wertschöpfung kann international in Echtzeit erfolgen. Und neue Geschäftsmodelle werden entstehen: statt Fahrzeugen wird Mobilität bzw. Mobilitätsgarantie verkauft - zum Teil gibt es das heute schon.
Dafür ist die Region bereits gut, aber noch nicht ausreichend gut aufgestellt. Um den Transformationsprozess für alle erfolgreich zu gestalten, braucht es mehr. Die relevanten regionalen Akteure müssen Betriebe und Beschäftigte in diesem Veränderungsprozess aktiv unterstützen. Dazu braucht es 1. gut ausgebildete Fachkräfte, die den veränderten Herausforderungen (Elektro- statt Verbrennungsmotor und Digitalisierung) auch gerecht werden können. Das bedeutet Stärkung der Aus- und Weiterbildung mit Fokus auf die neuen Anforderungen (Entwicklung geeigneter Inhalte und Aufstiegsqualifizierung z.B. Software-Entwickler aus dem betrieblichen Bestand entwickeln). Das bedeutet aber auch eine stärkere Nutzung des Qualifizierungschancengesetzes und des Bildungszeitgesetzes
Dazu brauchen es 2. Sicherheit und Perspektive für Betriebe und Beschäftigte. Die vorhandenen arbeitsmarktpolitischen Instrumente müssen weiterentwickelt werden. Wir diskutieren als IG Metall dazu gerade die Möglichkeiten für ein Transformationskurzarbeitergeld. Und 3. braucht es konkrete Unterstützung bei diesem Prozess. Fragen wie "Ist mein Standort zukunftsfähig?" können von vielen Unternehmen - insbesondere kleinen und mittleren - oftmals gar nicht alleine beantwortet werden. Häufig fehlt es dafür an personellen und fachlichen Ressourcen, um sich neben dem aktuellen Tagesgeschäft noch mit strategischen Fragen zu beschäftigen. Dazu braucht es dann eine externe Unterstützung. Seitens der IG Metall stellen wir seit geraumer Zeit Transformationssekretäre zur Beratung der Betriebsräte dafür ab.
Es ist uns aber auch klar, dass wir diesen Transformationsprozess als IG Metall nicht alleine schaffen. Wir brauchen dazu starke Partner und funktionierende Netzwerkstrukturen in der Region. Die Region Stuttgart hat dafür gute Voraussetzungen, die wir jedoch stärker bündeln und nutzen müssen.

Anhänge:

Boguslawski, Nold, Hoefling, Wurmthaler

Boguslawski, Nold, Hoefling, Wurmthaler

Dateityp: JPEG image data, JFIF standard 1.01

Dateigröße: 427.71KB

Download

Nadine Boguslawski, Thomas Nold

Nadine Boguslawski, Thomas Nold

Dateityp: JPEG image data, JFIF standard 1.01

Dateigröße: 426.48KB

Download

Nadine Boguslawski

Nadine Boguslawski

Dateityp: JPEG image data, JFIF standard 1.01

Dateigröße: 718.79KB

Download

Folien

Folien

Dateityp: PDF document, version 1.7

Dateigröße: 1892.17KB

Download

Strukturbericht 2019 - Kurzfassung

Strukturbericht 2019 - Kurzfassung

Dateityp: PDF document, version 1.6

Dateigröße: 5418.17KB

Download

Strukturbericht 2019 - Langversion

Strukturbericht 2019 - Langversion

Dateityp: PDF document, version 1.6

Dateigröße: 8937.28KB

Download

Letzte Änderung: 23.09.2019