Streik bei Norgren beendet

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11.12.2013 IG Metall-Mitglieder stimmen Sozialtarifvertrag zu

Mit sehr großer Mehrheit haben die Mitglieder der IG Metall bei Norgren in Großbettlingen in einer Urabstimmung dem Ergebnis eines Sozialplans zugestimmt. Damit ist der Arbeitskampf, der am 5. Oktober begonnen hatte und mit neun Wochen einer der längsten in der Geschichte der IG Metall war, seit dem heutigen Montag beendet. Damit steht fest, dass das Werk mit seinen rund 100 Beschäftigten zum Ende des Jahres geschlossen wird.

"Der Sozialplan ist sehr gut", meint Jürgen Groß, Zweiter Bevollmächtigter der IG Metall Esslingen. Er beinhaltet Abfindungen für den Verlust des Arbeitsplatzes in Höhe eines Monatsverdiensts je Beschäftigungsjahr plus Zuschläge für Kinder und Schwerbehinderung. Für befristet Beschäftigte, die alle schon seit mehreren Jahren in Großbettlingen arbeiten, wurde ein Pauschalbetrag vereinbart. Rentennahe Beschäftigte erhalten eine Aufzahlung, die Nachteile bis zur Rente sowie Rentenabschläge weitestgehend ausgleicht.
Alle festangestellten Mitarbeiter haben zudem die Möglichkeit in eine Transfergesellschaft zu gehen, und dort Qualifizierungsmaßnahmen zu absolvieren. Die Verweildauer in dieser Transfergesellschaft beträgt je nach Alter und Ausbildung zwischen 12 und 24 Monaten. "Dies war uns besonders wichtig, da wir viele ältere Kolleginnen und Kollegen und viele ohne Ausbildung haben", sagt die Betriebsratsvorsitzende Nevin Akar.

Obwohl fast die komplette Belegschaft neun Wochen streikte, ist es nicht gelungen, die Geschäftsleitung von ihrer Schließungsabsicht abzubringen. Vor allem durch den Einsatz von Leiharbeitern und Werkverträgen ist es ihr gelungen, die Produktion so weit aufrecht zu halten, dass keine Lieferengpässe bei den Kunden entstanden. Der Zutritt dieser Streikbrecher ins Werk wurde durch eine eigens engagierte Wachmannschaft sichergestellt. "Schon allein der Einsatz einer etwa 20 Mann starken Security-Truppe für ein Werk mit 100 Beschäftigten ist eine ziemlich einmalige Sache. Eine besondere Brisanz bekommt dies aber noch, weil das Aussehen einiger Wachleute und Aufkleber auf ihren Autos darauf hindeuten, dass es sich um Personen aus dem rechten Spektrum handelt", so Jürgen Groß von der IG Metall.

"Obwohl die Arbeitsplätze nicht gehalten werden konnten, gehen die Norgren-Beschäftigten erhobenen Hauptes aus der Auseinandersetzung - keiner hätte sich vorstellen können, ruhig zuzusehen, wie die Anlagen abgebaut und nach Tschechien abtransportiert worden wären", so die Einschätzung von Groß. "Und nach den Erlebnissen der letzten Wochen konnten sich die Wenigsten vorstellen wieder bei Norgren zu arbeiten."

Letzte Änderung: 11.12.2013